Interview mit Pune



Ich habe mich mit Pune zum Interview verabredet. Pune arbeitet ehrenamtlich als Dolmetscherin im why not?, kocht dort auch und möchte mir ihre Geschichte erzählen.
 Da das Wetter an diesem schönen Spätsommertag dazu einlädt, treffen wir uns im Ölmühlenpark, direkt vor dem why not?. 
Mir gegenüber steht eine energische Frau mit einem kräftigen Händedruck deren Herzlichkeit nicht eine Sekunde aufgesetzt oder gekünstelt wirkt. Pune ist einfach so, eben Pune. Das wird sich im Laufe des Interviews noch mehrfach zeigen.

 

 

Hallo Pune, ich freue mich dich heute hier zu treffen. Magst du dich kurz vorstellen?


 

Gerne, ich heiße Pune Wahidi und bin vor 3 Jahren mit meinem Mann und einer Tochter aus dem Iran nach Deutschland gekommen.

 

Wie bist du hier her gekommen?


Mit dem Flugzeug. Mein Mann und ich sind einfach irgendwann los geflogen.

 

Also nicht die klassische Flüchtlingsgeschichte zu Fuß über mehrere Monate und über das Mittelmeer?

 

Nein. Das wäre auch gar nicht gegangen. Wir hatten ja auch noch eine unserer Töchter dabei. Die andere Tochter wollte im Iran bei ihrem Ehemann bleiben.

 

Das heißt aber doch auch, dass ihr es im Iran zumindest zu ein bisschen Wohlstand gebracht habt. Sonst hättet ihr ja nicht fliegen können. Da frage ich mich um so mehr, warum ihr dann, sozusagen über Nacht, eure Heimat verlasst, Familien, Freunde, euer Haus aufgebt, im Grunde alles hinter euch lasst?

 

Mein Mann war für das Moderne, das Pro-westliche im Iran. Er war sehr regimekritisch und gegen die veralteten Ansichten des Mullah-Regimes, die allem Modernen im Weg standen. So etwas kann im Iran sehr gefährlich werden. Und nachdem wir dann irgendwann Besuch von der staatseigenen Armee hatten, die uns deutlich ermahnte, uns anzupassen, wussten wir, dass es hier für uns im Iran lebensgefährlich werden würde. Wir entschlossen uns dann zur Flucht nach Deutschland.

 

Wie ging es dann weiter, als ihr in Deutschland gelandet seid?

 

Wir haben uns gleich am Flughafen als Asylbewerber registrieren lassen und sind noch am gleichen Tag in ein Erstaufnahmelager nach Wandsbek gekommen.

 

Kannst du mir erzählen, wie das ist in so einem Flüchtlingsheim? Wie muss ich mir das vorstellen?

 

Wir hatten dort viele Probleme. Es ist dort für alle Bewohner sehr schwer, weil es ganz viele Nationalitäten gibt, verschiedene Kulturen und Glaubensgruppen auf engstem Raum zusammen leben. Wir lebten dort unter anderem mit Tunesiern, Irakern, Russen, Afghanen, sehr vielen Schwarzafrikanern, konnte uns also auch kaum unterhalten, weil niemand unsere Sprache verstand.



 

... Und ihr selber auch noch kein Wort deutsch konntet?

 

Das ist richtig. Es war für uns lange fast nicht möglich deutsch zu lernen. Und unser Asylverfahren zog sich sehr lange hin.

 

Wie lange habt ihr insgesamt im Flüchtlingsheim gelebt? Und wie ging es dann weiter?

 

Insgesamt waren wir 7 Monate dort. Nach 2 Monaten bekamen wir das erste Aufenthaltspapier, nach 7 Monaten eine Duldung. Damit durften wir dann das Lager verlassen, an Deutschkursen teilnehmen und uns eine Wohnung suchen. Nach 3 Jahren haben wir eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis bekommen. Jetzt dürfen wir ganz hier bleiben.

 

Das freut mich wirklich. Und nun möchtest du gern anderen Menschen helfen, die hierher gekommen sind und arbeitest seit 6 Monaten im why not ehrenamtlich als Dolmetscherin.


 

Das ist richtig. Ich versuche hier zu helfen, so gut es geht. Aber ich möchte auch mein deutsch noch weiter verbessern. Ich lerne jeden Tag weiterhin deutsch und nehme auch an Sprachkursen im why not teil. Ich übersetze aber nicht nur, ich koche hier auch iranisch.

 

Wie hast du das why not damals gefunden?

 

Meine Freundin hat mir damals davon erzählt und meinte, dass man meine Hilfe hier gut gebrauchen könnte. Also bin ich hier damals einfach mal hergekommen. Zunächst nur, um noch besser deutsch zu lernen, später dann auch, um anderen Hilfesuchenden zu helfen.

 

Wenn ich das mal sagen darf: Du sprichst schon sehr gut deutsch. Und mir fällt auf dass du sogar schon auf deutsch schreibst, während wir miteinander sprechen.

 

Danke. Ich versuche auch, wenn es geht, deutsch zu lesen. Aber das ist noch sehr schwer. Das Kochen fällt mir viel leichter.

 

 

Dabei lacht Pune laut und versprüht sie wieder, diese Herzlichkeit, die sie mit jedem Wort, mit jeder Geste ausstrahlt. Aber sie lässt überhaupt keinen Zweifel daran, dass sie sehr ehrgeizig ist. Für sich, für andere, für ein besseres Leben in einem Land, das ihr anfangs völlig fremd war. In dem sie inzwischen aber vollkommen angekommen und integriert scheint.

 

Pune, vielen Dank dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast.

 

 

Das Interview führte Michael Boyny

Foto: Hannah Dietze

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Kommentare: 10
  • #1

    Nazanin (Sonntag, 13 Dezember 2015 20:30)

    I am Nazanin,Pune's daughter and i'm proud of her ❤️❤️❤️
    She is the best and i learn everything from her.
    She has a big heart and i wish i could live like her with so many efforts she has.she tries to reach high positions and i believe that she can

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